MegaTrends: Zukunftsmusik oder doch nur Gefasel?

In dieser besonderen Zeit bestimmt die aktuelle Situation maßgeblich unseren Alltag, aber eben nicht nur. Wir wollen euch zeigen, dass da draußen viel mehr abgeht als man durch Fernsehen, Radio oder Zeitung mitbekommt. Trends, die unsere Welt nach der Pandemie nachhaltig verändern können. In Anlehnung an das Zukunftsinstitut werden wir zwei, drei dieser Trends hervorheben, die besonders auch für uns in der Coworking Welt von Bedeutung sind.

Hören wir den Begriff Trend, denken viele zunächst an kurze, aufflammende und dann ebenso schnell wieder verschwindende Phänomene, denen sie im Alltag begegnen. Eine bestimmte Mode die gerade im Trend ist, eine bestimmte Marke der sie häufig über den Weg laufen etc. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn wir bei dem Begriff Megatrend sofort an eine einschneidende Veränderung denken, die entweder irgendeine zuvor bestehende Ordnung ins wanken bringt oder etwas sehr innovatives ins Leben ruft. Laut Matthias Horx seien Megatrends aber keine Tsunamis die über uns hinweg rollen, oder alte Gewohnheiten zertrümmern bzw. ins wanken bringen, sie seien vielmehr Entwicklungen, die langsam wirken und gradueller Natur sind. „Sie verändern unsere Welt von innen heraus, als Entwicklungsagenten des Morgen, das zugleich ein komplexeres Gestern ist.“ (Horx, Das Megatrend-Prinzip 2011)

Vor diesem Hintergrund durchleuchten wir zunächst einen Megatrend der durch die Coronakriese offenkundig ausgebremst wurde. 

Die Mobilität

Globalisierung und eine sich stetig vernetzende Gesellschaft hat einen wachsenden Mobilitätsbedarf und sucht nach immer neuen Formen der Mobilität. Wir denken daran wie e-Scooter aus dem Boden gesprossen sind, wie Leihräder die Straßenecken besiedeln und vieles mehr. Allerdings sehen wir auch wie aktuell die Flugzeuge auf den Landebahnen bleiben, die Autos in den Garagen verstauben und was für eine Herausforderung es generell geworden ist, sicher, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Träume von selbstfahrenden Autos, ja sogar von fliegenden Autos werden weiterhin geträumt, aber durch den Dämpfer ist klar, dass Mobilität sich nach Corona verändern wird. 

Was bedeutet es aber wenn die Menschen nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit können? Was bedeutet es, wenn man der digitale Nomade nicht mehr mit seiner Arbeit ins Café kann?

Es bedeutet, dass sofern die Menschen sich nicht ein gut funktionierendes Home Office eingerichtet haben, sie nach alternativen suchen. Und da bietet ein Coworkingspace oft eine gute Alternative. 

Hat man das Glück, in seiner Nähe einen zu finden, dann ist bereits eine funktionierende Infrastruktur vor Ort und da Coworkingspaces es als Nische verstanden haben auf die Pandemie zu reagieren, warten die meisten mit entsprechenden Hygienekonzepten auf. Der durchbrochene Trend der Mobilität stellt somit für Coworkingspaces einen eigenen kleinen Trend dar.

Diese Beobachtung führt uns zu einem anderen Trend der damit einhergeht und der neben der raschen Digitalisierung das Verhältnis von Arbeit und Leben berührt.

Work-life blending

Ein rascher Wandel in der Wissenskultur und Arbeitskultur wird von der zunehmenden Digitalisierung vorangetrieben und das hinterlässt seine Spuren. Lernstoffe, Vorträge, Messen etc. sind plötzlich vollkommen digital erreichbar. Alles kann nun auch von zu Hause stattfinden. Dadurch schränkt sich aber auch ein Rückzugsort ein, geschaffen durch eine Umgebung in der Ablenkung jeglicher Art allgegenwärtig wird.

Durch Innovation, Kreativität und Flexibilität wurde es für die meisten möglich gemacht, von zu Hause aus zu lernen oder zu arbeiten. Und genau deshalb wird nicht nur die Arbeitswelt völlig auf den Kopf gestellt. New Work eben. Es entsteht eine Symbiose von Leben und Arbeiten. Agiler, flexibler, digitaler ist die Devise. Der Trend den das Zukunftsinstitut dahinter ermittelt bezeichnen sie als sogenanntes Work-Life-Blending. 

Diese Vermischung trägt aber auch ihre Schattenseiten und Leute sehnen sich danach neue Rückzugsorte zu erschließen.

Ob allerdings die Sharing Desks, Stichwort: Coworkingspaces, die großen Gewinner der Pandemie sind, wird sich noch zeigen. Dieser „New Work Trend“ kann dabei nicht nur als neues Arbeiten im Sinne von einer Sharing economy verstanden werden, sondern auch, dass wir alle anders arbeiten werden in Zukunft.

Was können Arbeitgeber daraus lernen oder was zeichnet sich schon jetzt als ein aufkommender Trend ab? 

Coopetition

In einer Post-Modernen Gesellschaft oder in der singularisierten Gesellschaft, wie Andreas Reckwitz sie beschreibt, wird die Individualität als übergeordneter Trend bestehen bleiben, was sich aber in der Pandemie ebenfalls deutlich zeigt ist eine stärkere Solidarität und Gemeinschaft. Ob dies zu einem MegaTrend werden könnte oder nur eine kurze Notwendigkeit darstellt, bleibt ebenfalls offen. Wäre aber ein begrüßenswerter Megatrend wie wir finden.

Die Community, egal ob in der Nachbarschaft, im Verein oder beim Coworking,spüren einen erstarkenden Zusammenhalt.

Firmen kommen in den Zwang darauf zu reagieren. Auch wenn der War of Talents weiterhin wütet, zeichnet sich ein Trend ab der als Coopetition, ein Akronym aus Kooperation und Wettbewerb zu verstehen ist.

Zu lange Lieferketten, zu weit verzweigte Abhängigkeitsverhältnisse in der globalen Ökonomie, fordert Firmen dazu heraus neue Kooperation einzugehen um dadurch im Wettbewerb mit der Konkurrenz zu bestehen. Dabei ist nicht der Feind meines Feindes, mein bester Freund, sondern Kooperationen mit dem Mitbewerber die früher undenkbar schienen sind heute, auf kurze oder lange Sicht, nicht mehr so unmöglich. Es bleibt spannend inwiefern sich dieser Trend über die Corona Kriese hinaus halten kann.

Eines ist jedenfalls sicher, diese Krise zeigt uns wie fragil unser eigentlich so sicheres Leben ist, auch wenn dies vielleicht täuscht, denn wir leben laut der Trendforscher in der sichersten Welt allerzeiten. Aber empfinden wir das auch so? 

Um nochmal Andreas Reckwitz zu bemühen ist Ambiguitätstoleranz, also eine Ungewissheitstoleranz, heute eine zentrale Kernkompetenz. (Reckwitz, Das Ende der Illusionen 2019)

Wir sollten Unsicherheit aushalten können, Ängste und Menschen die mit diesen Ängsten spielen gelassen begegnen und unser Augenmerk auf Lösungen für die Zukunft richten.

Ein coworkingspace kann ein Ort sein in der eine solche Gesinnung auf fruchtbaren Boden fällt, aber auch allen Orts spüren wir bereits, dass die Zeit für nachhaltige MegaTrends geboren werden oder aus dem Schlummer erwachen. 

Bleibt gesund liebe #Coworkingultras!