„Wären wir punk.de, hätten wir ganz andere Probleme.“

Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der ManeraMedia GmbH, die in den Bereichen Content Creation und Publishing unterwegs ist und das Magazin Hiphop.de betreibt. Es geht um Mut, Kreativität und die Frage, ob ein angepisster Rapper lauter als ein kleines Mädchen ist, das seinen Schnuller sucht. Ein Interview mit Tobi, der im Super7000 schreibt, filmt, telefoniert und Jeansjacke trägt.

Tobias, Du kennst doch auch ältere Leute und redest sogar teilweise mit denen. Gab es früher wirklich mal eine Musikszene in Düsseldorf? Falls ja, woran ist sie gestorben?
Als Immigrant aus dem Ruhrgebiet, möchte ich mich mit Ad-Hoc-Urteilen zu inneren Angelegenheiten der Landeshauptstadt zurückhalten. So jung bin ich aber gar nicht mehr. Als ich 2003 nach Düsseldorf kam, gab es zumindest schon mal eine Rapszene. Viele, die damals zum Open Mic gegangen sind, sind heute Deutschlandweit bekannt. Düsseldorf steht mit mehreren Acts, Labels, Studios und einem fantastischen Online Magazin im Rapbereich sehr gut dar.

Ihr habt mit HipHop.de eine rasante Entwicklung hinter Euch. Es wird gemunkelt, die Reichweite Eures Angebotes lässt manche Fernsehsendung blass aussehen. Mal ehrlich: War dieses Wachstum geplant oder ist Euch der Erfolg eher so zugelaufen?
Im Journalismus suchen alle nach Überlebensstrategien. Als wir 2012 mit ManeraMedia ein neues Kapitel bei Hiphop.de begonnen haben, wollten wir für unsere Sparte beweisen, dass Erfolg und Qualität kein Widerspruch sein müssen. Zumindest haben wir jetzt schon mal Erfolg 😉 Wir beschäftigen uns sehr intensiv damit, was guten Journalismus ausmacht, wie Inhalte für die jeweilige Plattform aussehen müssen und wie man Voraussetzungen für Viralität schafft.

Rapper müssen authentisch sein, sonst kauft die keiner. Ihr als Sender müsst superkommerziell sein, sonst seid ihr weg vom Fenster. Erzähl mal aus dem Grenzgebiet.
Zum Glück kann man als Rapper auch ganz authentisch erfolgsgeil sein. Wären wir punk.de, hätten wir ganz andere Probleme. Dass wir das Wort „Hiphop“ so prominent in unserem Namen haben, bringt aber natürlich auch Verpflichtungen mit sich. Dem Katzencontent sind enge Grenzen gesetzt.

Was ist das knappere Gut: Kreativität oder Mut?
Du weißt, dass sich der Satz reimt? War das Absicht?

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann hast Du so eine Art Fernsehsender zusammengebastelt, ohne davon wirklich Ahnung zu haben. Kann ja mal passieren. Stelle Dir vor, Du wärest ab morgen Chef vom Kulturamt in Düsseldorf und hättest weniger Geld als Dein Vorgänger. Über welche Themen würdest Du nachdenken?
Ich habe keine Ahnung, wie wenig Geld man beim Kulturamt hat. Wir durften allerdings zu Anfang viele Erfahrungen damit sammeln, wie es ist, mit no-budget etwas auf die Beine zu stellen. Uns schockt so leicht nichts mehr. Außerdem: Wären dezente Product Placements in Kunstausstellungen WIRKLICH so schlimm?? Ich denke da an „Mona Lisa mit Cola“ oder so was.

Was ist lauter: Ein beleidigter Rapper oder Deine Tochter, wenn sie ihren Schnuller nicht findet?
Ich habe bisher das Glück, eine sehr ruhige und brave Tochter zu haben.

Noch eine letzte Frage: Was gibt der Mann von Welt pro Monat für die Bartpflege aus?
In meinem Fall ist das trotz des beachtlichen(!) Bartvolumens überschaubar. Ich dusche halt täglich. Und benutze dabei Bioseife und Apfelessig. Falls jemand aus der Rapszene fragt, sag aber bitte, ich würde mir Kreatin spritzen oder so was. Ich will nicht wie ein Hippie rüberkommen.

Fakten über Tobi:
Abi-Schnitt: 2,3
Gefühltes Alter: 27
Punkte in Flensburg: 7
Hold the button score: 00:00:00:18:60